des Magiers Träume

14. Februar 2015

Währenddessen kam der schwarze Magier Adryan wieder zu sich.
Die Männer standen allesamt um ihn herum und beobachteten ihn.
Die erste Frage, die ihm durch den schmerzenden Kopf schoss, stellte er.
„Wo sind sie?“
Einer der Männer antwortete verlegen. „Sie sind weg. Wir haben sie nicht gefunden.“
Erschöpft richtete sich Adryan auf.
Mit seiner Hand tastete er das Gesicht ab und bemerkte eine riesige Platzwunde an seiner Stirn. Das Blut war schon halb getrocknet.
„Helft mir auf.“
Sofort traten zwei Männer an seine Seite und taten, was der Magier ihnen befahl.
Ihm wurde schwindlig. Er drohte, wieder auf den Boden zu fallen, doch er beherrschte sich zu gut, um dem Schwindelgefühl nachzugeben. Er war nicht sauer. Viele wurden sauer, wenn ihnen ihr Ziel entwischte, doch nicht Adryan. Ihm gefiel dieses Spiel der Verfolgungsjagd. In seinem ganzen Leben hatte er nichts anderes getan, als Menschen zu verfolgen.
„Arush!?“
Seine Stimme klang nun hart.
Hinter den Männern, die Adryan aufgeholfen hatten, trat schüchtern ein junger bärtiger Mann hervor. Der Magier stellte sich direkt vor ihn und sah direkt in seine Augen.
„Du hast mir den Schuh gebracht?“
„J….j….ja.“ stotterte Arush. Er hatte große Probleme, den Blicken Adryans standzuhalten.
„Du hast nicht unter dem Baumstamm nachgesehen?“
„N…nein.“
„Es ist deine Schuld, dass die beiden entkommen sind. Was hast du dazu zu sagen?“
Jetzt machte sich die pure Angst in Arush breit.
„Vergebt mir.“ brachte er nur aus sich heraus. „Bitte verbrennt mich nicht.“
„Dich verbrennen?“ Adryans Miene blieb kalt. „Nein, ich werde dich nicht verbrennen. Du bist noch jung und lernfähig. Wenn ich dich jetzt verbrenne, weiß ich nicht, ob aus dir nicht doch noch ein großer Krieger werden könnte.“
„H…habt dank. Ich werde keine Fehler mehr machen. Ich verspreche es.“

Gerade, als er wieder gehen wollte, hielt Adryan ihn an den Schultern fest.
„Warte.“ Sagte er leise, aber bestimmend.
Arush hatte gewusst, dass er nicht so glimpflich davonkommen würde. Langsam drehte er sich um.
„Ich muss dich trotzdem bestrafen. Gib mir deine Hand.“
„Aber bitte…“ bettelte der nun panische Arush.
Der Magier beruhigte ihn aber.
„Schhh. Es ist nur der kleine Finger. Und auch nur die Spitze. Das ist bei mir Brauch.
Sieh dir Mynack an.“
Mynack, ein großgewachsener Glatzkopf zeigte grinsend seine linke Hand. Arush sah, dass bei allen fünf Fingern die Spitzen nicht mehr vorhanden waren.
„Siehst du? Mynack hat auch viele Fehler begangen und nun ist er ein richtig guter Krieger geworden. Komm mit.“ Adryan führte Arush zu dem Baumstamm, unter dem sich die beiden Flüchtigen versteckt hatten.
Die Panik war bei Ihm zwar wie weggeblasen, doch die Angst vor den Schmerzen blieb.
„Leg deine Hand auf den Stamm.“
Ohne zu zögern tat er es. So langsam merkte er, dass ihm keine andere Wahl blieb. Und verschlimmern wollte er die ganze Sache auch nicht.

Es ist nur der kleine Finger. Es hätte wesentlich schlimmer kommen können. Halte es aus und lerne daraus. Adryan zog ein kleines Messer aus seiner Tasche und legte es auf Arushs kleinen Finger. Ohne Arush auch nur eines Blickes zu würdigen, drückte er langsam das Messer herunter.
Arushs Schreie erschreckten die Vögel, die sich davon machten.
Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, die Schmerzen waren unerträglich.
Der Fingernagel rutschte herunter und Das Blut lief den Baumstamm herunter.
Als Adryan am Knochen angekommen war, drückte er noch fester zu. Es knackte. Nun wurde Arush beinahe bewusstlos, die Schmerzen nahm er nur noch teilweise wahr. Als das Messer endlich unten angekommen war, fiel er auf den Boden und wimmerte.
„Bringt ihm ein Tuch und verbindet die Wunde. Wir müssen weiter.“
„Aber wir wissen nicht, in welche Richtung sie gegangen sind.“ fragte einer der Männer.
Während er sein Messer abwischte, antwortete Adryan kühl „Ich weiß es. Für sie kommt nur eine Richtung in Frage: Süden. Der Schattenpass ist von hier aus der einzige Weg nach Schattenfall.“
„Schattenfall? Woher…“
„Weil sie Magier sind. Sie wollen zur Magiergilde.“
Erstaunen, gepaart mit Entsetzen machte sich unter den Männern breit.
„Welcher von denen?“
„Beide… Der Junge weiß es nur noch nicht, das ist unser Glück.“
Dann wischte er sich mit demselben Tuch, das er für das Messer benutzt hatte, das Blut von seinem Gesicht.

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