des Magiers Träume

14. Februar 2015

Es war spät am Abend und die Sonne ging schon unter.
Laryas Beine schmerzten so sehr, dass sie kaum noch laufen konnte.
„Wann rasten wir denn endlich?“ fragte sie ihren Bruder.
„Wenn wir am Fuße der Drachenberge sind. Es ist nicht mehr weit und dort gibt es genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken.“
„Aber ich kann nicht mehr.“
„Ich auch nicht. Aber wenn wir hier übernachten, erwischen sie uns.“
„Wenigstens eine ganz kurze Rast?“
Darios drehte sich um und kam auf seine Schwester zugelaufen.
„Hör mal! Die Leute, die uns verfolgen, sind Krieger. Harte Männer, die schneller laufen können, als wir beide. Deswegen müssen wir durchhalten, auch wenn unsere Füße bluten.“
„Und was ist mit einer ganz schnellen Rast?“
„Haben wir doch gerade gemacht. Jetzt komm. Bald haben wir es geschafft.“
Dann stapfte Larya weiter. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt.
Sie war acht Jahre alt gewesen, als ihr erster Traum wahr wurde.
Sie hatte lediglich von einem Gespräch dreier Frauen geträumt. Am nächsten Tag sah sie auf der Straße diese drei Frauen miteinander sprechen. Zuerst kroch panische Angst in ihr hoch, doch dann wollte sie sich einen Spaß daraus machen und ihnen die Wörter aus dem Mund nehmen. Doch seltsamerweise brachte sie keinen Ton über die Lippen. Spätestens seit dem Traum von der Plünderung ihres Dorfes wusste sie, dass man die Zukunft nicht verändern konnte. Alles war vorherbestimmt. Deswegen machte ihr der Traum von der Magiergilde mehr zu schaffen, als man es ihr anmerken konnte.

Darios, der einige Meter vor ihr lief, spähte immer wieder in alle Richtungen.
Er wollte keinesfalls wieder überrascht werden.
Die Bürde, seine Schwester zu beschützen, machte ihm zu schaffen.
Seine Mutter hatte er schon nicht beschützen können, nun hatte er Angst, auch bei Larya zu versagen. Allein der Gedanke daran, sie nicht mehr um ihn zu haben, schmerzte Darios. Sie war so eine Frohnatur. Fast nichts schien ihr die Laune zu verderben. Selbst jetzt, im Angesicht totaler Erschöpfung sah sie friedlich aus. Sie war sein Licht in der Finsternis.

Lange Zeit liefen sie noch Richtung Süden. Der Mond stand schon am Himmel.
Zusammen mit den Sternen erleuchtete er die nun steinige Gegend.
Nach einiger Zeit waren sie am Fuß der Drachenberge angekommen. Von hier aus sahen die Berge riesig aus und verdeckten fast den gesamten südlichen Himmel. Larya kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Darios ging es ebenso.
So sehen sie also aus, wenn man vor Ihnen steht. Erstaunlich.
„Dagegen sehen die Berge in Dalynos wie kleine Hügel aus, nicht wahr?“
sagte Darios.
Larya antwortete mit offenem Mund. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere. Es ist schwer, den Blick von den Dingern abzuwenden.“
„Es gibt noch viel größere Berge. Dagegen sind diese hier ein Witz.“
Ohne seinen Blick abzuwenden, sprach er nach einer kurzen Pause weiter.
„Wir dürfen nicht rasten. Wir müssen weiter.“
Entsetzen machte sich auf dem Gesicht seiner Schwester breit.
Mit erschöpfender Stimme sagte sie „Was? Aber ich kann nicht mehr. Du hast gesagt, dass wir rasten werden, wenn wir am Fuße der Berge sind!“
„Ich weiß. Tut mir leid. Aber es ist zu gefährlich. Wie du vielleicht bemerkt hast, rasten unsere Verfolger nachts auch nicht.“
„Aber vielleicht haben sie die Verfolgung aufgegeben. Und woher wissen die überhaupt, welche Richtung wir eingeschlagen haben?“
„Weil du eine Magierin bist. Vielleicht weiß der schwarze Magier auch, dass du eine Hellseherin bist und die sind besonders wertvoll. Er weiß ganz genau, dass es für dich nur einen Weg gibt. Wenn es nötig ist, würde er dich bis ans Ende der Welt verfolgen. Komm her, ich trage dich. “
„Nein. Solange ich noch laufen kann, mach ichs selber. Ich nehme an, dass du keine Fackel in deiner Hosentasche hast? Es kann nachts ziemlich dunkel werden.“
Dann lief Sie voran.

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